Freitag, 17. März 2017

Erdbeben

Die härteste Lektion des Lebens wird wohl sein, dir selbst zu verzeihen.

Ich spüre den Boden unter meinen Füßen nicht mehr. Zu lange hat er schon gewackelt, geschwankt und gebebt. Erdbeben.
Ich habe den Halt verloren, weiß weder vor, noch zurück und erst recht nicht mehr auf meinen eigenen zwei Beinen zu stehen.

Es wackelt, es schwankt, es bebt. Erdbeben.
Und während ich versuche zu balancieren, bröckelt alles weg, was ich kenne und ich stehe erneut an einer Kreuzung. Rechts oder links? Entscheide dich, los schneller!
Es bebt weiter, während ich verzweifelt versuche in mich hinein zu horchen, meinen Kopf aus- und mein Herz einzuschalten.


Es wackelt, es schwankt, es bebt. Erdbeben.
Entscheidungen fallen mir schwer. Entscheidungen treffe ich meistens erst mit dem Kopf, viel zu viel nachdenken, grübeln und überdenken und dann endlich geht das Gefühl tiefer.

Es wackelt, es schwankt, es bebt. Erdbeben.
Und auf einmal bin ich im Bauch gelandet - Bauchgefühl. Es ist wieder da, es schaltet den Kopf aus und das Herz an und auf einmal scheint es ganz leicht: Einen Schritt vor den anderen setzen. Einfach weiter gehen. Nicht bereuen, nicht zurück blicken.

Es wackelt, es schwankt, es bebt. Erdbeben. - Immer noch.
Aber: mein Boden beruhigt sich wieder. Er erholt sich langsam von dem Schwanken und dem Beben, er gewinnt seine Ruhe und Statik zurück. Ein Fuß vor den anderen. Die einfachsten Dinge auf der Welt wirkten noch nie so schwer und gleichzeitig so natürlich. Kopf aus, Herz an.

Doch eins blieb auf der Strecke: Verzeihung. Nämlich mir selbst.

Mein Boden hat schon oft gewackelt, geschwankt, gebebt und egal wie lange ich an einer Kreuzung hängen blieb, weiter ging es immer. Weiter geht es immer, aber wie?!
Weiter geht es immer, aber diesmal nicht ohne inne zu halten. Diesmal nicht ohne vorher die Verbindung zwischen Herz und Kopf wieder hergestellt zu haben.
Ich gehe vorwärts und blicke gleichzeitig zurück. Ich setze einen Fuß vor den anderen, ziehe meinen Kopf hinter mir her und trage mein Herz auf meinen Händen. Die Verbindung ist gestört, immer wieder Rauschen, Flimmern, Funkstille.

Das Erdbeben ist schuld. Und das Erdbeben war ich selbst. Ich habe gewackelt, geschwankt und gebebt. Ich habe meinen eigenen Boden ins Wanken gebracht, ich habe ihn aufgerissen und eine Kreuzung daraus gemacht. Denn ich bin der eigentliche Fädenzieher in meinem Leben. Ich bin mein eigenes Erdbeben und meine eigene Kreuzung. Alles, was ich tue, war meine Entscheidung, egal ob Kopf oder Herz.
Ich wackele, ich schwanke, ich bebe. Und letztendlich entscheide ich. Ich entscheide für mich, reiße meinen Boden auf und somit auch den von anderen. Ich biege ab und gehe weiter.

Meine Füße tragen mich nach vorne, mein Herz und mein Kopf blicken zurück: Es ist gut so, wie es ist.

Nur eine Sache fehlt noch: Verzeihe dir selbst.

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